Stadtgedächtnis seit 1879
Basel – Tag für Tag
In dieser Rubrik versammeln wir unsere täglichen Posts der Social-Media-Kanäle: Tag für Tag ein historisches Ereignis aus Basel und dem Dreiländereck.
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Soldatenweihnacht auf dem Münsterplatz 1944
Zum sechsten Mal feierten Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten der Schweizer Armee während der laufenden Aktivdienstzeit das Weihnachtsfest im Rahmen ihres militärischen Auftrages. «Auf dem Münsterplatz findet eine Soldaten-Weihnachtsfeier der in Basel stationierten Truppeneinheiten statt. General Guisan hält vor einer grossen Menschenmenge die Weihnachtsansprache. Anschliessend defilieren die Truppen – drei Regimenter stark – auf dem Marktplatz vor General Guisan und der Basler Regierung» (Basler Chronik, 21. Dezember 1944).
Soldatengebet am Weihnachtsabend:
«Heilige Nacht, ich klage
dir, die du hoch und hehr:
daß ich am Gürtel trage
Kugeln und eiserne Wehr,
drückt mir die Seele nieder,
da du des Friedens bist.»Um Geld für die Soldatenpakete als Weihnachtsgeschenke für die Angehörigen der Armee zu sammeln, wurde am 9. und 10. Dezember in der ganzen Schweiz ein Abzeichenverkauf durchgeführt. Verkauft wurde ein Abzeichen mit Soldatenkopf auf rot-weissem Band. Da der Erlös aus dem Abzeichenverkauf nicht ausreichte, um die vielen Weihnachtspakete zu finanzieren, rief die Post alle Haushalte auf, einen solidarischen Beitrag zur Finanzierung der Soldatenpakete zu leisten. Das Abzeichen, die Sondermarke mit General Guisan sowie der Ehrenlöffel der Soldatenweihnacht 1944 sind heute auf Auktionsplattformen zu finden.
Rudolf Miescher, Gross-, Regierungs- und Nationalrat, berichtete im Jahrbuch 1944 über Basel in den Kriegszeiten 1914–18 und 1939–43
Bilder: Soldatenweihnacht auf dem Münsterplatz am 21. Dezember 1944. Staatsarchiv Basel-Stadt, BSL 1013 1-27 2, Foto: Hans Bertolf
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Basler Kartengruss zum Wochenende Nr. 369
Basler Kartengruss zum Wochenende Nr. 369: So grosszügig und herrschaftlich sah die Freie Strasse nicht immer aus. Die erste urkundliche Erwähnung des Namens datiert auf das Jahr 1243, als Militär- und Handelsweg diente sie vielleicht schon kurz vor Christi Geburt. Erst ab 1862 trägt die ganze Strasse vom Marktplatz bis zur Aeschenvorstadt ihren heutigen Namen. Zur eigentlichen «Konsummeile» wurde sie allerdings erst am Ende des 19. Jahrhunderts, als man die teils noch mittelalterlichen Bauten abriss, die Strassenfluchten aufweitete und prächtige Geschäftshäuser erbaute. Diese Ansichtskarte aus dem Jahr 1902 gibt davon einen schönen Eindruck wieder. Interessantes Detail: Ganz rechts, ist der Name Leonhard Kost angeschrieben, Gründer des legendären Geschäfts für Reise- und Sportartikel, das vor zehn Jahren seine Pforten schloss (Freie Strasse 51).
Ein längerer Stadtbuchbeitrag von 1905 befasst sich ausführlich mit der Geschichte der wichtigsten Basler Geschäftsstrasse: baslerstadtbuch.ch
Das Basler Stadtbuch wünscht ein schönes Wochenende und den Lehrpersonen sowie allen Schülerinnen und Schülern einen guten Start in die Weihnachtsferien. Ihnen und allen anderen einen besinnlichen 4. Advent!
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Der elektrische Strom hielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts Einzug in die Stadt Basel
Die erste Stromerzeugung in der Stadt begann 1881 mit Gas- und Petroleummotoren, die Generatoren antrieben. Seit November 1899 verfügte die Stadt über ein öffentliches Elektrizitätswerk. Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Gotthardlinie elektrifiziert, 1924 stand die gesamte Strecke zwischen Basel und Chiasso unter Strom. Auch im Bahnhof Basel SBB schritt die Elektrifizierung voran, begleitet von tödlichen Unfällen. Vor 100 Jahren, am 18. Dezember 1924, musste der Regierungsrat eine Interpellation von Grossrat Mäglin (komm.) wegen tödlicher Betriebsunfälle im Bundesbahnhof als Folge der Elektrifizierung beantworten.
Ein ausführlicher Beitrag zur Geschichte der Elektrizität und des Elektrizitätswerks Basel erschien im Stadtbuch 1974.
Bilder: Bahnhof SBB (Bahnhofareal) um 1924: Staatsarchiv Basel-Stadt NEG 2179, NEG 2184, NEG 2190, Fotoarchiv Wolf
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Dauerbaustelle Basler Münster
«Die aus Fischbacherstein neu erstellte Figur des Ritters St. Martin wird ohne allen Unfall an ihre Stelle an der Münsterfassade aufgestellt.» Dies hält die Chronik des Basler Jahrbuchs für den 17. Dezember 1883 fest. Das Original der Martinsfigur auf dem Ross stammte vermutlich aus dem 13. Jahrhundert. Die hier erwähnte Neufassung war ein Werk des bekannten Bildhauers Ferdinand Schlöth. Der von ihm verwendete Buntsandstein erwies sich jedoch als brüchiges Material, wie das Foto zeigt. Deshalb erstetzte man Schlöths Skulptur zu Beginn der 1970er-Jahre durch eine zweite Kopie von Fritz Behret. Erst Jahrzehnte später konnte man den beschädigten Schlöthschen Heiligen fachgerecht restaurieren und am 11. November 2006 wieder an der Fassade des Münsters montieren. (Bildquelle. Staatsarchiv Basel-Stadt, Fotoarchiv Wolf, NEG 387)
Mehr zur Figur des Heiligen Martin am Münster findet sich auf der Online-Plattform Altbasel.ch: https://altbasel.ch/fragen/st.martin_basler_muenster.html
Mehr zur damals 1000-jährigen Geschichte des Heinrichsmünsters berichtet ein umfangreiches Stadtbuch-Dossier aus dem Jahr 2019: baslerstadtbuch.ch -
Autoverlad mal anders
Das Foto vom 16. Dezember 1955 zeigt eine Maschine der britischen Charterflugesellschaft ‹Silver City Airways›. Deren Service bestand darin, Motorfahrzeuge auf dem Luftweg zwischen Südengland und Kontinentaleuropa zu transportieren. Dieser spezielle «Fährenflugverkehr» – hier zu sehen eine Bristol 170 auf dem Flughafen Basel-Mulhouse – währte von 1946 bis 1962. Auffälligstes Element des Frachtfliegers ist die aufklappbare Flugzeugnase, durch welche die Kraftwagen, hier ein MG-Cabrio, den Laderaum befahren bzw. verlassen konnten. (Bildquelle: Staatsarchiv Basel-Stadt, Foto: Hans Bertolf, BSL 1013 1-804 1)
1947 berichtete das Basler Jahrbuch über den Weg ‹Vom Sternenfeld zum Flugplatz Basel-Mülhausen – Ein Rückblick und Überblick›: baslerstadtbuch.ch -
Neubau an der St. Johanns-Vorstadt 29
Neubau an der St. Johanns-Vorstadt 29 vor 125 Jahren: «Der Weitere Bürgerrat erteilt seine Einwilligung zum Neubau der Mägd in der St. Johannvorstadt um eine Bausumme von 180000 Franken» (Basler Chronik, 15. Dezember 1898).
Vor fünf Jahren stellte die Basler Regierung das Haus zur Mägd unter Denkmalschutz: «Die Regierung besiegelt mit der Publikation im Kantonsblatt den Vertrag mit der Vorstadt-Gesellschaft zur Mägd. Das 1313 erstmals erwähnte Haus in der St. Johanns-Vorstadt wurde 1517 von der Vorstadtgesellschaft erworben. Um 1900 entstand das heutige Gebäude. Mit der Unterschutzstellung des historischen Bauwerks ist dessen Unterhalt gesichert» (Basler Chronik, 22. August 2019).
Der Hausname Mägd geht auf den Namen «Zu den Maegden» zurück, als die religiöse Frauengemeinschaft der Beginen das Haus bewohnte. Fischer und Schiffer erwarben das Haus 1517 und richteten dort ihre Vorstadtgesellschaft ein. Ende des 19. Jahrhunderts stimmte der Weitere Bürgerrat dem Neubau der Mägd in der St. Johanns-Vorstadt zu. Am 9. Juni 1900 wurde der Neubau des Gesellschaftshauses zur Mägd der Architekten Müller & Hess eingeweiht. Im Jahre 1973 erfolgte eine Aussen- und Innenrenovation, die den Saal im ersten Stock, die Wohnungen und Mansarden sowie die Fassade und das Dach umfasste. Die Kosten beliefen sich auf rund eine Million Franken. 2018 wurden der grosse Saal und die Holbeinstube restauriert.
Im Sommer verabschiedete sich der italienische Gastronom Adriano Giordano von seinen Gästen in der «Mägd». Während 15 Jahren führte er das Traditionslokal in der St. Johanns-Vorstadt. Sein Nachfolger wird künftig Alexandre Kaden mit seiner Groupe Oniro sein, die unter anderem bereits die Safran-Zunft, die Brauerei, das Bistro Kunstmuseum oder das Le Rhin Bleu unter ihrem Dach vereint.
Bild: Das alte Gesellschaftshaus zur Mägd an der St. Johanns-Vorstadt 29, vor 1899, Staatsarchiv Basel-Stadt, NEG 6583, Jakob Koch -
Freundschaftsspiel zwischen der Schweiz und Deutschland
Vor genau 100 Jahren, am 14. Dezember 1924, trafen die Fussballnationalmannschaften Deutschlands und der Schweiz in einem Freundschaftsspiel vor 25’000 Zuschauern auf dem ‹Platz am Gaskessel›, dem damaligen Stadion des Stuttgarter Sportclub, aufeinander. Das Spiel endete 1:1 unentschieden. Die 1:0-Führung durch Walter Dietrich (Servette FC) in der 26. Minute glich ‹Tull› Harder (HSV) in der 71. Minute aus abseitsverdächtiger Position aus.
Für die Schweizer Nati (Swiss Nati Men) war 1924 ein äusserst erfolgreiches Jahr: Sie bestritt zehn Länderspiele und gewann sieben davon. Mit Siegen über Litauen, die Tschechoslowakei, Italien und Schweden qualifizierte sich die Mannschaft im Sommer 1924 für den Olympiafinal in Paris. Dort folgte die einzige Niederlage, ein 0:3 gegen Uruguay.
Im Sommer trafen die beiden Mannschaften in der Gruppenphase der Fussball-Europameisterschaft 2024 aufeinander. In der 92. Minute glich Joker Niclas Füllkrug die Schweizer Führung, die Dan Ndoye in der 28. Minute erzielt hatte, zum 1:1 aus und brachte die Schweiz um den Gruppensieg.
Wer noch einmal in Erinnerungen an die EURO 2008 schwelgen möchte, dem sei der digitale Foto-Essay von Rebecca Sulista über den Austragungsort Basel empfohlen: baslerstadtbuch.ch
Bild: Fussballländerspiel Deutschland-Schweiz in Stuttgart am 14. Dezember 1924, Staatsarchiv Basel-Stadt, BSL 1060a 2/95, Lothar Jeck. Das Foto erschien auch in der Schweizer Illustrierte vom 18.12.1924.